Tag Archives: Spargeln

Caveman Style Irish Beef Rib Eye

22 Mai

Fleisch gewordene Offenbarung

Früher, als man ins Restaurant ging, da hat man sich ein Steak bestellt. Medium-Rare gebraten. Punkt. Fertig.

Aber ja… damals war noch alles anders. Früher. Da konnte man diejenigen, die sich marinierte Steaks von der Tanke kauften und Kotellet kaum von Pfirsich unterscheiden konnten ja auch noch an der Nase herum führen. Heute aber ordert der geneigte Karnivore ein 300-Gramm-Rib-Eye der Fettklasse 5 vom Irischen Hereford oder Aberdeen Angus, in Muttertierhaltung auf endlosen grünen Weiden aufgewachsen, 21 Tage bei 2-3 °C trocken am Knochen gereift, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, vielleicht sogar noch mit Edelschimmelpilz befallen. Kurz, der Fleischtiger von heute will bloss eines: das beste Steak der Welt.

Kürzlich hat mich der liebe Claudio vom Blog Anonyme Köche angefragt, ob ich beim Irish Beef Blogger Contest 2016 mitmachen möchte – eine Einladung, die man eigentlich kaum ausschlagen kann. Im Namen vom Irish Food Board hat mir Delicarna also zwei dicke Irische Rib Eyes und zwei Striploins (Entrecôte) à je 250 g nach Hause geschickt. Herzlichsten Dank an dieser Stelle!

Glasklar, so was geniesst man mit bestem Gewissen und mit jedem Bissen. Schaut euch dieses Fleisch an. Alleine der mitgelieferte Prospekt ist Foodporn erster Güte. Ich habe gleich mehrmals in die Seiten gebissen. Und die Steaks selbst treiben einem erwachsenen Mann die Tränen in die Augen. Streicht man über das zarte Fett am Rand, kann der Feinschmecker die Weide riechen, den Charakter der Kuh – eine Offenbarung!

Gegrillt wird das ganze heute „Caveman-Style“ – heisst nach die Methode der Höhlenmenschen, bei der das Grillgut direkt auf der glühend-heissen Kohle landet. Euren Rost könnt ihr unbenutzt in die Ecke stellen. Und nein, keine Sorge da wird nichts schwarz. Wer sich nicht traut, ist selber schuld… Weiterlesen

Rheintaler Ribelmaisburger

25 Apr

Gut burgerlich

Viel Fett. Viel Cholesterin. Viel ungesund. Aber geil.
Weil ich es mir wert bin.

Darf ich vorstellen: der Rheintaler Ribelmaisburger. Nicht zu knapp gefüllt mit Pulled Chicken (natürlich vom Rheintaler Ribelmais-Hühnchen), gebratenem Spargelheu, Spitzmorcheln und würziger Parmesan-Crème. Da bekomme ich den Tunnelblick und setze zum Happy Dance an.

Das hier hat nichts mit Fast Food zu tun, denn die komplette Zubereitung dieses mundwässernden Hüftschmeichlers kann durchaus ein Nachmittag füllendes Programm sein. Perfekt also für einen regnerischen Frühlingstag. Und alle Kochfaulen dürfen gerne weiterhin im Gasthof zur goldenen Möwe einkehren (genau, der mit grossem gelben „M“). Deren Fleisch bewegt sich im Geschmack zwar irgendwo zwischen Nichts und Karton, aber das scheint ja niemanden zu stören.

Viel interessanter für mich ist da der aktuelle Hype um sogenannte Besser-Burger. Kein Zweifel: der Hamburger ist gesellschaftsfähig geworden. Fleisch aus kontrollierter Aufzucht von Kühen, die freiwillig in die Metzgerei gerannt sind, selbst gewolfte Patties, aufwändig gebackene Brötchen aus Weizen von glücklichen Feldern, hausgemachte Saucen mit geheimen Rezepturen: der Burger hat sich von seinem ehemals schlechten Image befreit. Er gilt jetzt als edel, gesund und regional.

Aber: in einer immer unsicher werdenden Welt, in der dank dem Burger-Boom hippe Fleischbrötchen-Läden wie Pilze aus dem Boden schiessen, bildet die letzte feste Grösse das qualifizierte Prädikat eines hausgemachten Hamburgers. Denn den besten Burger macht man eben am besten selbst. Der Aufbau ist simpel, die Zutaten übersichtlich, die Zubereitung einfach und das Ergebnis lässt jeden Veganer meilenweit davon laufen. Weiterlesen

Spargelpommes rot-weiss

26 Mai

Globalisierung geht durch den Magen

Wann beginnt die Spargelsaison, wann endet sie?

Es eigentlich ein leidiges Thema. Aber gerade im Wonnemonat Mai wird dem saisongerechten Konsumenten leider ziemlich heftig vor Augen geführt, wie verwöhnt -und leider auch verfremdet- unser täglicher Lebensmitteleinkauf mittlerweile geworden ist. Die ganze Welt an einem Tisch… Äpfel aus Chile, Kiwis aus Neuseeland, Weintrauben aus Südafrika, Paprika aus den entferntesten Winkel unserer Welt sind das ganze Jahr erhältlich. Unser Lebensmittelkonsum ist heute weder von Saison noch Region abhängig. Paradebeispiel dafür: der Spargel.

Fast jeder Supermarkt ermöglicht heute Spargelmahlzeiten selbst im tiefsten Winter. Spätestens aber ab Ostern sind beim lokalen Detailhändler die Regale mit den grünen und weissen Stangen vollgestopft. Sie kommen per Flugzeug aus Peru und Mexiko über den grossen Teich zu uns geflogen. Und (fast) alle fressen sie Spargeln. Und vergessen dabei, dass die einheimischen Produzenten, wenn im Mai wirklich die Spargelzeit kommt, ihre Produkte kaum noch verkaufen können.

Bei der Erdbeere schaut es nicht minder bitter aus: in den Supermärkten ist sie von Januar bis Dezember zu kaufen und niemand weiss eigentlich mehr genau, wann sie Saison hat. Der Lebensmittel-Globalisierungsproblematik sind sich zwar alle bewusst, wenn es aber ernst wird, dann predigen die meisten oft Wasser, sind aber stets für Wein zu haben!

Klar, ein bisschen differenziert betrachten darf und soll man das Ganze dann schon. Kein Mensch käme zum Beispiel auf die Idee, auf schwarzen Pfeffer zu verzichten, nur weil der mal eben ein paar tausend Kilometer Weltreise vom Ursprungsland bis in unsere Küchen auf sich nehmen musste. Aber wenn es tolle Nahrungsmittel gibt, die auch ohne zig Flugstunden auf meinem Teller landen, dann ist mir die etwas längere Wartezeit darauf die Vorfreude definitiv wert! Weiterlesen

Lauwarmer Spargelsalat mit Erdbeeren

15 Mai

Können Spargeln fliegen?

Sorry, aber bei mir nicht. Meine Spargeln haben bis vor kurzem nämlich noch in der Erde gesteckt. Deswegen braucht mein Teller auch keine Landebahn für Flugware aus Peru, Mexiko oder Kalifornien. Aber das Warten hat sich gelohnt. Gestern gab’s endlich längst und sehnlichst erwarteten Zufiker Spargel vom Bio-Bauer aus dem Nachbardorf.

Nicht dass Bio-Produkte per se bessere Lebensmittel wären, schon gar nicht, wenn sie um die halbe Welt geflogen sind. Fallbeispiel Viehzucht: ist das Biofilet wirklich grüner als das Filet vom konventionell gezüchteten Rind? Die Fleischproduktion verschlingt nicht nicht nur sehr viel Wasser, nämlich 15’000 Liter pro Kilo Rindfleisch (sic!), sondern benötigt -gerade in der konventionellen Zucht- auch Unmengen an Futtermittel, namentlich Soja. Dieses wird zum Grossteil aus Brasilien über den grossen Teich importiert, wofür vor Ort riesige Flächen an Regenwald gerodet werden. Der herzhafte Biss ins saftige Entrecôte hinterlässt dabei einen durchaus schalen Beigeschmack.

Hierzulande wird sage und schreibe ein Drittel der Umweltbelastung durch die Ernährung verursacht. Auf Ihrem langen Lebensweg vom Acker bis zum Teller brauchen unzählige Lebensmittel angefangen bei der Kultivierung, über die Ernte, Kühlung und Zubereitung bis hin zur Entsorgung der Verpackungen beträchtliche Mengen an Energie. Von benötigten Ressourcen wie Boden, Wasser und Torf oder Produktionsmitteln wie landwirtschaftlichen Maschinen, Dünger, Pestiziden und Anlagen zum Ernten, Sortieren, Veredeln und Verpacken ganz zu schweigen.

Ich habe kein Problem damit, mich fleischlos zu ernähren. Im Falle eines lauwarmen Spargelsalats mit grillierten (!!) Erdbeeren schmeckt das sogar richtig richtig gut. Und auch wenn heute Flugware aus allen Erdteilen beinahe ganzjährig erhältlich ist, so schmeckt doch der einheimische Spargel um Längen besser. Direkteinkauf beim Erzeuger des Vertrauens.
Dem Bauern, der Umwelt und mir selbst zuliebe. Weiterlesen