Wer ist hier der Star?
Am Wochenende war ich zu Gast im schönen Schlösschen Schauenstein in Fürstenau. Unser Gastgeber war lö Superstar-Sternekoch Andreas Caminada, seines Zeichens mehrmaliger Schweizer Koch des Jahres, ausgezeichnet mit 3 Michelin Sternen und 19 Gault Millau Punkten. Wer mal mitessen will: Tische können gerne ein Jahr im Voraus reserviert werden. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Wie ein kleines Rehlein bin ich ins Schlösschen reingehüpft, voller Erwartung und Spannung auf grosse Küche. Einmalig und exquisit. Einmalig und exquisit unbezahlbar. Sternefressen ohne mit der Wimper zu zucken. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Das Resultat? Kompromisslos hohe Produktqualität, kunstvoll dekorierte Teller und ein 13-Gang-Schlemmermarathon von 12:00 bis 17:30 Uhr. Ja, es war ein schöner Nachmittag.
Wieder daheim präsentieren sich meine Teller nun aber durchaus wieder etwas bodenständiger. Beim Einkauf bin ich gestern über den ersten Mönchsbart in diesem Frühling gestolpert. Früher bloss auf dem Wochenmarkt oder bei ausgewählten Gemüsehändlern verfügbar, gibt es ihn mittlerweile -der Globalisierung sei gedankt- auch bei gut sortierten Detailhändlern.
Das satte Prallgrün sieht aus wie saftiges Gras und treibt mir regelrecht Freudentränen in die Augen. Da möchte man am liebsten Kuh sein und einmal quer über die Wiese grasen!
Barba di frate, zu deutsch eben Mönchsbart, ist eigentlich ein Wildkraut, das auf salzigen, feuchten Böden in Küstenregionen wächst und besonders in Italien sehr beliebt ist. Er hat einen säuerlich-salzig-erdigen Geschmack, erinnert irgendwie an eine Mischung aus Meer, Spinat und Sauerampfer und präsentiert sich als optimaler Begleiter zu Fischgerichten. Aber auch als lauwarmer Salat oder unter die frische Pasta gehoben macht er sich gut. Und genauso servieren wir ihn heute. Barba di frate – zur Zeit mein heimlicher Küchenstar!
Im grossen weiten Netz tummeln sich unzählige Rezepte für Spaghettini mit Mönchsbart. Kaum ein Blog, der ohne auskommt. Einen Innovationspreis gewinnt damit niemand. Und an alle Zeitgeplagten: Spaghetti kochen und Sugo aus der Büchse draufklatschen geht definitiv schneller. Aber so serviert man Pasta vielleicht im Knast. Für diejenigen mit Starallüren: Jetzt bitte
Bevor wir loslegen und uns dem eigentlich Star dieses Gerichtes zuwenden, zunächst noch einige Impressionen aus Herrn Caminadas Küche:
Hatte ich erwähnt, dass es verdammt gut geschmeckt hat? ?
Und nun geht’s dem Mönch an den Bart!
Zuerst muss das Gemüse allerdings richtig gerüstet werden: Da Barba di frate in Bünden verkauft werden, kann man als erstes einmal grosszügig unterhalb des Gummibandes die Wurzeln abschneiden. Das Band entfernen und überall, wo noch rotstielige Wurzelresten vorhanden sind, diese vom grünen Teil abzupfen.
Danach das Gemüse waschen. Als Ausgangslage für fast alle Verwendungen kann man den Barba di frate zuerst einmal in kochendem Salzwasser für wenige Minuten blanchieren, sodass er immer noch Biss hat. Danach in kaltem Wasser abschrecken, so behält er seine grasgrüne Farbe. Nun kann man Verschiedenes damit anstellen.
Für unsere Mönchsbart-Spaghettini benötigen wir:
- Schalotten, in Streifen
- ordentlich Knoblauch, in Scheibchen
- Zitronenabrieb
- Kirschtomaten
- einige Sardellenfilets
- Pinienkerne
- Olivenöl extra vergine
Mengenmässig schreibe ich hier gar nichts vor. Man nehme von jedem so viel wie einem beliebt. Ein Bund Mönchsbart reicht im Übrigen für eine 500-Gramm-Packung Spaghettini. Damit werden wiederum 3-4 hungrige Mäuler satt.
Zunächst die Pinienkerne in einer weiten Pfanne ohne Fett einige Minuten golden rösten. Danach geht’s Schlag auf Schlag. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Sardellenfilets hinzufügen und unter Rühren schmelzen lassen.
Danach der Reihe nach Schalotten, Knoblauch, Mönchsbart, Kirschtomaten und Zitronenschale beifügen und alles unter ständigem Schwenken einige Minuten durchziehen lassen.
Die kunterbunte Mischung unter die al dente gekochten Spaghettini mischen und nach Gusto mit Olivenöl und frisch geriebenem Parmesan oder Pecorino verfeinern. Ecco!
Und wer ist jetzt hier der Star?
Mönchsbart, den kannte ich noch gar nicht! Shame on me! ? Klingt jedenfalls phänomenal lecker, genau wie dein Schlossnachmittag. Lö Superstar Sternekoch, hehe. Langsam muss ich das Grinsen wirklich nicht mehr erwähnen oder?
Die Bilder vom Menü haben mich ja schon auf facebook neidisch gemacht, dieser Herr C. hat wirklich eine sehr pittoreske Weise, sein Essen anzurichten. ?
Schönen Feierabend!
Über eine Woche für eine Antwort auf deinen Kommentar, äxgüsi dafür! Budapest ist schuld ?
Trotzdem danke für das Kompliment und ja… das mit dem Grinsen müssen wir beide wohl nicht mehr erwähnen! Dito ?
Nichtsdestotrotz – shame on you! Den Mönchsbart musst du unbedingt ausprobieren! Die Madame aus München – Viktualienmarkt vielleicht? ?
Hier muss ich für Mönchsbart einige Kilometerchen in die Innenstadt fahren……womöglich sollte ich mich mal aufmachen.
In den letzten Jahren gab’s den bei uns auch nur an ausgewählten Orten. Ich war ordentlich erstaunt ihn im Detailhandel anzutreffen!
Mittlerweile ist er dort aber auch wieder verschwunden! Ob ihn wohl niemand gekauft hat? ?
Am Wochenende war ich auf einer Gartenausstellung, und was gab es – Agretti-Pflänzchen zum Selberziehen. Gekauft und eingebuddelt. Nun warte ich gespannt auf die Ernte.
Oooch, jetzt bin ich aber neidisch ?
Bin gespannt auf deine Erfahrungsberichte! Ich schau mich auch mal näher um, vielleicht habe ich ja genauso Glück wie du!
Und wieder was dazugelernt, interessant! Kannte ich noch gar nicht! ?
Dann unbedingt ausprobieren! ? Jeden Bissen wert!