Ecuador

 Comiendome Ecuador – von Affen, Piranhas und Meerschweinchen…

Tagesmenü: Suppe, Hühnchen mit Beilage, Saft und Dessert – für nur 1.60$

Vor einigen Jahren war ich mehrere Monate in Ecuador unterwegs. Die haben es mir echt angetan! Mittlerweile durfte ich dieses schöne Fleckchen Erde bereits zwei weitere Male wieder besuchen. Wenn immer ich mich in ein mir vorher unbekanntes Land begebe, so interessiert mich natürlich jeweils ganz besonders die lokale, traditionelle Küche vor Ort. Zugegebermassen stand die ecuadorianische Küche in den letzten Jahren ein wenig im Schatten derjenigen von Peru, welche sich im gastronomischen Ambiente geschickt positioniert hat. Nicht unbedingt nur weil deren Speisen variabler oder geschmacksvoller sind, sondern aufgrund des Eigensinns eigener Küchenchefs und einer geschickten Marketingmaschinerie.
Nichtsdestotrotz: auch in Ecuaodor erwartet einem die eine oder andere kulinarische Überraschung auf der Speisekarte!

Wer nun aber bei Ecuador an Tacos und Burritos denkt, der liegt ganz schön falsch! Die gibt’s anscheinend wirklich nur im schönen Mexiko. Auch ich hatte damals die klischéehafte Vorstellung, dass wohl in Ecuador alles mit Bohnen serviert wird. Wie sich herausgestellt hat trifft dies aber mehrheitlich auf Mittelamerika und Brasilien zu – ganz zu meiner Zufriedenheit, da ich Bohnen, egal in welcher Form, nicht sonderlich mag.

Ecuadorianische Küche aber ist ziemlich einfach und unkompliziert. Und beinahe alles wird mit Reis und dick frittierten Gemüsebananen (patacones) serviert! Die allgegenwärtige Übertriebenheit die Teller mit unerhört vielen Kohlenhydraten zu beladen ist beinahe schon lästig. Wer will denn immer so viel essen? Selbst wenn zu einem Gericht Pommes, Kartoffeln oder Nudeln serviert werden, so wird das Ganze in 99% der Fälle bestimmt noch mit einer Extraportion dampfendem Reis und oben erwähnten patacones getoppt. Wer aber Reis liebt, der wird sich folglich ziemlich wohl fühlen in Ecuador. Den gibt’s nämlich nicht selten zusammen mit Suppe schon zum Frühstück. Aber dazu später mehr…

Ceviche de camaron

Wie beinahe jedes Land pflegt auch Ecuador kleinere bis grössere Unterschiede in den Essgewohnheiten der verschiedenen Regionen. An der Küste halten sich die Menschen grundsätzlich für viel fortgeschrittener als
die langsam sprechenden Indios in den Anden. Von der Hauptstadt Quito auf 2800m hingegen blickt man ebenfalls mit leichtem Argwohn und Verachtung auf das Völkchen am Meer hinunter. Über den oriente (Regenwaldregion) wollen wir gar nicht erst sprechen. Was alle vereint ist, dass die einzelnen lokalen Spezialitäten von allen Regionen gleichermassen gern geschätzt werden.

Eine davon ist ganz sicherlich ceviche (manchmal auch cebiche), welcher sozusagen als Nationalgericht bezeichnet werden kann, aber auch in diversen anderen Ländern Süd- und Mittelamerikas gern gegessen wird. Der Ursprung der Speise liegt irgendwo zwischen Ecuador und Peru, wohl bemerkt, dass natürlich beide Nationen das Gericht als ihre Erfindung reklamieren.

Bei Ceviche handelt sich um Fisch, Krustengetier oder sonstige Meeresfrüchte, welche roh für einige Minuten in Zitronen- oder Limettensaft mariniert werden. Chemisch gesehen stellt die darin enthaltene Zitronensäure einiges mit dem Eiweiss im Fisch an und „gart“ das rohe Produkt sozusagen, ohne es wirklich zu kochen. Der Fisch schmeckt somit danach auch nicht wirklich roh, aber genauso wenig gekocht. Schmeckt nach Ceviche eben! Das Ganze wird je nach Gusto mit fein geschnittenen roten Zwiebelstreifen, Chili, Maiskörner und lecker Koriander verfeinert.

Immer mit dabei, auch wenn nicht sichtbar – Koriander!

Ach ja, noch etwas zum Koriander… Die Ecuadorianer nennen ihn cilantro. Wer nach einigen Tagen ecuadorianischer Küche das Gefühl hat, dass alle Speisen irgendwie gleich schmecken, der leidet keineswegs unter gestörten Geschmacksnerven, sondern hat den Koriander entdeckt. Beinahe so ziemlich jedes Gericht wird in rauen Mengen mit cilantro gewürzt. Wer’s mag -Gott sei Dank-, wer nicht -der muss sich wohl zwingend damit abfinden-!

Für die Fleischfans unter euch bietet Ecuador wohl nur beschränkte Zufriedenheit. Ganz oben auf der Hitparade steht souverän Hühnchen (pollo), auch hier meist mit einem grossen Haufen Reis und nicht selten schon in aller Hergottsfrüh zum Frühstück serviert.

Danach folgt lange Zeit nichts, bevor man irgendwann auf lomo (Rind) oder frittiertes Schweinefleisch stösst. Lamm, Kalb und weitere Fleischsorten gibt’s, wenn dann bloss in den Gringo-Restaurants der grösseren Städte serviert.
Aber wir wollen hier ja authentisch bleiben.

Lechón – Spanferkel ecuadorianisch!

Apropos Authentität: einige ganz besondere lukullische Leckerbissen möchte ich euch nun doch nicht vorenthalten. Wer seinen Magen und sein mitteleuropäisches Verständnis für Recht und Unrecht in der Küche auf die Probe stellen will, der probiere cuy. Meerschweinchen. Würzig, knusprig und jööö! Tatsächlich musste auch ich zwei Mal leer schlucken, als ich das mit Kopf und Krallen auf Spiesse gesteckte Haustierchen zum ersten Mal an einer Strassenecke über Holzkohle gegrillt entdeckte. Da erinnerte ich mich doch gleich an meinen kleinen, kuscheligen Speedy, den wir damals als ich noch klein war, bei uns zu Hause hatten.

Wohlbemerkt aber: man kann es durchaus essen. War mag, der bildet sich ein es schmeckt irgendwo zwischen Hähnchen und Kaninchen. Und das Fleisch sei anscheinend besonders gesund, da cholesterinarm.

Lecker Meerschweinchen!

Als Kuscheltiere taugen Cuys in Südamerika nichts. Gerade in den Andendörfern Ecuadors, aber auch in Peru, Bolivien und Kolumbien werden Cuys gerne und regelmässig verspiesen und gelten als ein Relikt der Inka-Küche.  Die Tiere werden in kleinen Gruppen in den dunklen, lichtlosen Küchen der Dorfhütten gehalten und mit Speise- und Rüstabfällen gefüttert. Eine lebende Speisekammer sozusagen! Das erklärt auch, warum sich beim flüchtigen Blick in eine der Dorfhütten plötzlich das Stroh in der Ecke bewegt hat… Der Name Cuy leitet sich anscheinend übrigens von den winselnden Quiekgeräuschen der Tiere kurz vor ihrem letzten Gang in die Pfanne ab: cuicuicuicuicuicuicuicui…

Cuy asado

Was in den Andenregionen Cuy ist, sind in den Regenwaldgebieten des östlichen Oriente Wildtiere wie Schildkröten, Affen, Tapir und Wildvögel aller Art. Während meinem mehrtägigen Trip in den ecuadorianischen Amazonas hatte ich die Möglichkeit einiges davon zu probieren. Nett, adrett, auf einem Tellerchen angerichtet präsentierte man mir mono chorongo – gemeiner Wollaffe! Ich dachte mir dreht sich der Magen um, wusste aber im gleichen Atemzug, dass ich mir diese Chance nicht entgehen lassen darf. Der Kopf wurde glücklicherweise bereits verspiesen. Anscheinend ein Ritual, welches den Jägern der jeweiligen Beute gebührt.

Frischfleisch vom Wollaffen

Nun denn, mit Haut und Haar wurde das kleine Ärmchen in breite Stücke geschnitten und mit etwas Zwiebeln in ordentlich Fett gebraten. Das Fell des Affen blieb dran und verströmte alsbald den eklig starken Geruch nach verbrannten Haaren. Die Gastfreundschaft der Ureinwohner kannte kaum Grenzen, als sie mir ehrenhaft auf einem Teller die Affenhand mit den knusprig gebratenen Fingerchen darboten. Ich musste dankend ablehnen und bekam in Folge ein Stückchen Unterarm gereicht. Zaghaft reingebissen und… zäh wie Leder! Geschmack, ganz okay. Schmeckt irgendwie als ob das Tier noch lebt. Richtig wild und unbezwungen, nach Natur, Holz und Moschus. Zum Glück gab’s reichlich Zuckerrohrschnaps. Kräftig runtergespült das Ganze!

Wollaffe mit Zwiebeln gebraten – und Haut und Haar!

Eine weitere Spezialität des Regenwaldes sind Piranhas und dieser ist trotz seines gefürchteten Aussehens eine regelrechte Delikatesse. Ob die lokalen Völker die kleinen Beisser auch wirklich selber regelmässig verspeisen oder das Ganze dann doch mehr als Touristenmasche inszeniert wurde, lässt sich schwer beantworten. Anscheinend sind sie aber auch bei den Urwald-Indios durchaus beliebt. Piranhas = Menschenfresser? Mitnichten, wohl eher umgekehrt! Die kleinen Raubfische mit dem grossen Gebiss schmecken aber de facto ganz wunderbar und zart. Ein äusserst würziger, starker Eigengeschmack – vielen Fischen deutlich überlegen und in keinster Weise vergleichbar! Unbedingt probieren!

Piranhas – die hier beissen nicht mehr!

Piraña frito! Que rico!

Aufgegessen!

 

 

Zurück im Hochland der Anden geht’s dann wieder etwas weniger abenteuerlich auf dem Teller zu und her. Gerade in den Anden nimmt die allseits beliebte Kartoffel natürlich ebenfalls einen grossen Stellenwert ein. Erstauntlich gerne wird die dicke Knolle in Form von Pommes dargereicht, papas fritas genannt. Schmeckt jedoch leider meist nicht so toll. Zu fettig, zu wabbelig, zu wenig kross gebacken, zu lasch und fad. Sowieso erstaunt es, dass der Reis anscheinend -trotz der paradiesischen Vielfalt an verschiedenen Kartoffeln- allem Anschein nach bei der Mehrheit der Bevölkerung einen höheren Stellenwert als die Kartoffel geniesst. Besonders, wenn sich zum Reis noch ein Stück Hühnchen gesellt, denn pollo con arroz kann sozusagen als weiteres Nationalgericht bezeichnet werden.

Inca Kola – süsser geht gar nicht!

Bei jedem Essen allgegenwärtig ist ají – eine würzig-scharfe Chilisauce von der jeder Haushalt sein eigenes Rezept hütet und welche als ständiger Begleiter in kleinen Schälchen auf dem Tisch steht und individuelles Nachwürzen ermöglicht. Im Normalfall ganz schön scharf, mit ordentlich Zwiebeln und Zitrone abgeschmeckt. Lecker! Biertechnisch rühmt sich Ecuaodor für seine vermeintlich nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Hopfensäfte. In meinen Augen zu Unrecht. Das Bier schmeckt ganz okay, liegt in meinen Augen aber näher bei Wasser als bei Bier. An schwülheissen Tagen an der Küste ein pilsener zu schlürfen erfrischt dann aber zugegebenermassen ungemein! Auch jede Menge Süssgetränke gibt’s übrigens in Ecuador. Die Krönung stellt Inka-Cola dar! Die ist zum Schreien gelb und schmeckt derart süss, dass einem die uns bekannte schwarze Cola danach fast bitter vorkommt!
Aber wer’s mag…

2 Antworten zu “Ecuador”

  1. Looookaz 27. Juli 2012 um 13:26   #

    Coole Bricht vo dine Reisli! Villes hani natürli scho vo dier und em Lizzlott ghört, aber isch cool nu chli mee Details z’lese. Wenn din international-kulinarische Horizont nu mee wotsch erwiitere empfiehl ich nach wie vor mal en Trip uf Island. Nöd nur landschaftlich es bizarrs Fleckli Erde sondern ebe au fresstechnisch. Papageietaucher, Schwertwal (ethisch natürli nöd ganz vertretbar), Hákarl (fermentierts Fleisch vom Grönlandhai), Svið (gchochti Schafschöpf) oder au eifach nur Schwarzbrot, wo mit reiner Geothermalwärmi bache isch, sind nur es paar vo typisch isländische Spezialitäte. S’erwähnte Brot hemmer mit eme gräucherte Lachs „gnosse“, wo so dermasse starch gräucheret gsi isch, dass mer gmeint hend, mier chömed Lungechrebs über! Wenn mal en würkli leere Mage hesch und so richtig schlemme wotsch, denn empfiehl i nu es anders isländischs Gricht namens Fiskisprengja, en isländische Fischauflauf. Hend d’Angie und ich mal usprobiert diheime. Recht fein aber öppe s’maschtigschte woni je gfresse han… ? Villicht kreirisch ja mal chli e liechtieri Variante! Würdi definitiv usprobiere! Also, sött wieder mal schaffe! Wiiter so… Find geil was da machsch! Cheerio from da Gallen

Trackbacks/Pingbacks

  1. Ceviche with a smile |6. Mai 2014

    […] Ecuador […]

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