Mein erstes Mal
Hand hoch! Wer von euch hat noch nie im Leben Lasagne gekocht?
Selbst wenn ich ganz scharf nachdenke, ich kann mich beim blossen Willen nicht daran erinnern, diesen Klassiker der italienischen Küche jemals selbst zubereitet zu haben. Und so einer schimpft sich Hobbykoch! Höchste Zeit in diesem Punkt endlich mal meine Unschuld zu verlieren.
Fertig-Lasagne ist ja im vergangenen Jahr im Rahmen des Pferdefleisch-Skandals in böse Ungnade gefallen. Ganz im Sinne klassischen Deklarationsbetrugs haben dreiste Produzenten zwischen die Teigblätter gemischt, was ihnen gerade so vor die Füsse galoppiert ist.
Ironischerweise haben sich im Anschluss alle darüber aufgeregt, was drin ist und nicht drauf steht… Aber niemand interessierts, was drin ist UND draufsteht – vermutlich mehr Dreck und Medikamente als auf eine Pferdehaut gehen.
However: als Hommage an die aktuelle Flut an Sommergemüsen aller Couleur, serviere ich heute eine Zucchini-Lasagne mit hausgemachtem Basilikumpesto. Der Umstand, dass ich mein lästiges Gipsbein endlich los bin (nun muss ich bloss wieder das Laufen lernen) kommt dem natürlich sowieso entgegen.
Zudem weiss jedes Kind: Sommerzeit ist Zucchini-Zeit! Von der sintflutartigen Schwemme aus dem eigenen Garten kann ich mich die Tage kaum retten. Ein Glück, dass die Zucchini so bescheiden ist und sich als dankbarer Genosse in der Küche mehr als nur vielfältig verwenden lässt.
Ausserdem schmecken sie um mindestens drei Zucchetti-Längen besser, als ihre saisonverirrten Artgenossen, welche man ganzjährig aus spanischen mit Plastikplanen überzogenen Anbauflächen erstehen kann. Eine Welt unter Folie – das schmeckt auch der Zucchini nicht!
Die Idee hinter diesem Rezept war die, meine erntefrisch gepflückten Zucchini aus dem Garten in harmonischer Kombination mit einem klassischen Pesto alla Genovese zu vereinen. Die ergänzende Kombination aus drei verschiedenen Käsesorten, namentlich Parmesan, Büffelmozzarella und Gruyère, sollte der ganzen Geschichte noch den nötigen Schliff geben, insbesondere da die Lasagne ohne die übliche Béchamel-Sauce auskommen muss. Alle grossen Gerichte dieser Welt leben ja von Gegensätzen: süss-sauer, scharf-salzig, knusprig-weich, warm-kalt. Als i-Tüpfelchen wird die offene Lasagne daher mit Pangritata getoppt: knuspriges Paniermehl mit Thymian und Knoblauch aromatisiert.
Offene Zucchini-Pesto-Lasagne für 2 Personen
- 6 frische Lasagne-Blätter
- 2-3 kleine, feste Zucchini
- 1 Hand voll Parmesan, frisch gerieben
- 1 Kugel Büffelmozzarella
- 4 EL Basilikumpesto (mein Rezept findet ihr hier)
- 3 EL Paniermehl
- 1 Knoblauchzehe
- einige Zweige Thymian, Blättchen abgezupft
- 1 EL Butter
- 1 TL Olivenöl
für den Gruyère-Schaum
- 20 g Pancetta, fein gewürfelt
- 1 EL Olivenöl
- 50 ml Weisswein
- 100 ml Hühnerbouillon
- 100 g Gruyère, frisch gerieben
- 40 ml Rahm
- 40 g Sauerrahm
- weisser Pfeffer nach Belieben
Idealerweise bereitet ihr zunächst den Gruyère-Schaum zu. Dafür wird der Pancetta im Olivenöl kurz knusprig angeschwitzt und mit Weisswein abgelöscht. Danach die Hühnerbouillon dazugiessen und alles kurz aufkochen lassen. Den geriebenen Gruyère im Anschluss in der Sauce schmelzen lassen. Dafür sollte die Hitze nicht zu hoch sein, damit die Sauce schön sämig wird und das Eiweiss im Käse nicht ausflockt. Den Rahm sowie den Sauerrahm beigeben, gründlich verrühren alles nochmals kurz aufkochen lassen. Nun die Sauce durch ein feines Sieb passieren und bis zum Gebrauch warm stellen. Kurz vor dem Servieren wird die Geschichte dann mit dem Stabmixer ordentlich aufgeschäumt und der entstandene Schaum von der Oberfläche abgeschöpft.
Für das Pangritata wird die Butter zusammen mit dem Olivenöl in einer Bratpfanne erhitzt. Das Paniermehl hineingeben, die Knoblauchzehe dazupressen und die abgezupften Thymianblättchen beigeben. Die Mischung vermengen und kurz in der Pfanne anbraten. Anschliessend auskühlen lassen und bis zur weiteren Verwendung beiseite stellen.
Für die Lasagne schlussendlich hobelt ihr die gewaschenen Zucchini mit Hilfe einer Mandoline/Gemüsehobel längs in feine Streifen. Diese auf einen Teller geben, mit Meersalz würzen und ca. 15 Minuten lang marinieren. Dies entzieht der Zucchini das Wasser und konzentriert das sommerlich-feine Aroma.
Die Zucchinistreifen werden anschliessend in einer Grillpfanne in etwas Olivenöl (weniger ist hier mehr!) während einiger Minuten beidseitig knusprig gebraten und anschliessend auf Küchenkrepp abgetropft.
Nun könnt ihr den Backofen mit Grillfunktion volle Pulle einheizen und einen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen. Darin werden die Lasagne-Blätter während 2-3 Minuten blanchiert und anschliessend abgetropft.
So, und nun geht’s wie beim Burger-Bau ans fröhliche Schichten. Wer feuerfeste Teller hat, der kann dies gleich auf selbigen machen, alle anderen weichen idealerweise auf eine mit Backpapier belegtes Backblech aus.
Beginnend mit einer Schicht Lasagneblatt wird diese mit einem Esslöffel Basilikumpesto gleichmässig bestrichen. Darauf folgt eine Schicht geriebener Parmesan, einige gebratene Zucchinistreifen und ein weiteres Lasagneblatt. Die Prozedur wird so fortgeführt, bis alle Zutaten bis auf Büffelmozzarella und Pangritata aufgebraucht sind.
On the top dann krümelt ihr den Büffelmozzarella und bedeckt in grosszügig mit dem vorab zubereiteten Pangritata. Einige Spritzer Olivenöl darüber und ab in den Ofen damit. Aber Vorsicht – nun heisst es wachsam bleiben, zu schade wäre es, wenn eure Lasagne unter der Hitze des Grills verkohlen würde.
Die knusprig überbackene Lasagne könnt ihr dann auf Tellern anrichten und mit dem aufgeschäumten Gruyère-Schaum servieren.
Das sieht ja wieder lecker aus auf den Fotos, wie schaffst Du das nur immer so schön anzurichten ! Vielleicht probiere ich das selber auch mal aus, da Mems ja nun in den USA ist. Schöne Ferien in Portugal und bring von dort raffinierte Kochideen mit :-).
Haha ja weisst du, manchmal laufe ich fast Gefahr, dass das Essen schon kalt ist, bevor ich es abgelichtet habe :p Und no worries: kulinarische Horizonterweiterung steht in diesem Urlaub ganz oben 🙂
Ich glaub das probier ich mal aus, die Zucchinis grinsen mich jeden Samstag auf dem Markt an.
Und ja, Lasagne haben wir schon selber gemacht, sogar mit selbstgemachten Nudeln! 🙂 Aber dafür immer in der Lasagneform
Unbedingt ausprobieren, die regionalen Zucchinis schmecken dieser Tage besonders gut 🙂 die Nudelmaschine, um die Dinger selber herzustellen, muss ich mir allerdings erst noch anschaffen 😉
Was für ein fulminater Einstand in die wunderbare Welt der Lasagnen! 😉
Gefällt mir ausnehmend gut, die bechamelfreie Variante – nix gegen Bechamel!
Und wer einmal eine solche Fertiglasagne kosten durfte (und über etwas Geschmackssinn verfügt), der würde sie garantiert kein zweites Mal freiwillig essen. Ich spreche aus Erfahrung. 🙂
Liebe Grüße und viel Erfolg beim Laufenlernen,
Eva
Danke, Eva 🙂 und gegen Bechamel habe ich natürlich auch nichts, im Gegenteil. Aber die Variante ohne schmeckt, so stelle ich fest, mindestens genauso gut 🙂 Fertig-Lasagne: hach ja, wenn ich denke, dass die früher auch hin und wieder bei mir auf dem Tisch… Geht gaaaar nicht 😉
Ich lasse die Hand unten denn ich habe schon die eine oder andere Lasagne gemacht, aber niemals eine mit Zuchinis. Die „Bauart“ erinnert mich ein bisschen an eine Parmagiana, auch sehr, sehr geil. Vor allem mit Deiner Käseschaum Soße, alleine die muss ich mal ausprobieren, die hört sich so lecker an, die kann man auch zu anderen Gerichten problemlos reichen.
Parmigiana hingegen habe ich schon öfter zubereitet, ein bisschen Inspiration hat hier sicherlich auch mitgemischt 😉 Aber du hast schon recht, die Käseschaumsauce lässt sich ziemlich vielseitig verwenden. Zu Pastagerichten sowieso!
Deine Lasagne gefällt mir sehr gut, vor allem mit dem knusprigen Pangritata und dem Käseschaum! Liebe Grüße Melanie
Ganz ehrlich, das Pangritata hebt die Geschichte nochmals auf ein ganz anderes Level! Unbedingt nicht weglassen 🙂
Sehr schöne Vegi-Lasagne, auch für mich lieber ohne Béchamel! Ich finde die aromatisierten und gerösteten Brosamen super.
Ja, gerade du kennst ja sicherlich die beschriebenen Kontraste beim Essen aus der Küche Thailands! Die Knuspereien da oben auf machen echt den Unterschied 😉
Meine Hand bleibt unten (pssst … obwohl erst einmal selbst gemacht!) 🙂
Sieht Klasse aus und mit dem Knusper und dem Schaumsösschen bin ich ziemlich schnell überzeugt. Schöne Ferien (wenn ich das richtig verstanden habe) und
liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Hast du richtig verstanden 😉 Danke dir! Du hattest ja kürzlich schon das Vergnügen 😉
Sommergemüse aller Couleur…
Der Herr Foodprint wieder mit Wortgebilden, die mir extrem gefallen. 🙂
oh – und dem passenden Essen dazu. Höchste Zeit, meinen Kommentar-Bedarf hier aufzuholen.
sobald es keine klassische Lasagne mehr ist, mag ich die offene ja am allerliebsten. das gibt dem Gericht eine Leichtigkeit, die man bei Lasagne sonst gar nicht finden mag. und bei der Kombi von selbst-angebauten Zucchini und Gruyere-Schaum werde ich sowieso schwach. tolle Idee!! da möchte ich glatt den Begriff Summer-Soul-Food prägen und diese Lasagne zusammen mit dem vor-gebloggten Lachs als ernsthafte Anwärter dafür benennen.
bei letzterem musste ich im Übrigen bei der Verwendung der Zedernholzplanke ein klein wenig schmunzeln… hatte ich doch seit der Salzplanke (und einigen Kommentar-Erwähnungen im Dialog von Dir und Jana) nur darauf gewartet, dieses kleine Gadget auch bei Dir im Einsatz zu finden.
nächtliche, begeisterte Grüße
Natalie
Oha! Kommentarbedarf aufholen 🙂 ich warte eigentlich auch bloss darauf, dass auf deinem Blog die Sommerpause bald endet 😉
Die offene Lasagne wird künftig wohl auch öfter auf meinem Tisch landen, bald vielleicht auch mal mit Wild… Allerdings fehlt mir für den perfekten Summer Soul Food (love it!) noch die passende Pastamaschine! Das wär dann der neuste Gadget-Streich 😉
Marco, wenn ich je in einem Preisausschreiben eine Pastamaschine gewinnen sollte. Sei Dir sicher – diese findet sofort den Weg zu Dir!
Word, liebe Natalie! Dafür gibt’s dann aber mindestens ein Nachtessen :-p
klar. mit Pasta 🙂
vielleicht sollten wir einfach eine Pasta-Tupper-Party für Dich veranstalten? :p
Au ja 🙂 wenn du weiter unten liest, wir hätten schon Anhänger 😉
Wenn nur jedes erste Mal gleich so ein Feuerwerk wäre wie Deine Lasagne. ;)) Ich stimme Natalie zu, Sommergemüse aller Couleur – da denke ich sofort an knallbunte Aquarellbilder oder den Wasserfarbenkasten aus der Grundschule. Was für eine schöne Lautmalerei 🙂
Und wie immer lerne und staune ich, für was es alles tolle kulinarisch-wertvolle Bezeichnungen gibt. Yeah.(Geröstete Brösel und so.)
Lasagne sieht zum Anbeißen aus! Echt hammer! Und gegen so ne Pasta-Tupper-Party hätte ich auch rein gar nix einzuwenden… 😉
Erstes Mal. Feuerwerk. Laut malen kannst du offensichtlich ja auch 😉 Die Lasagne wäre wohl tatsächlich genau dein Ding! Gotta love it!
Und die Pasta-Tupper-Party scheint ihre Follower zu finden, ich denke das könnte man bei Gelegenheit ins Auge fassen 🙂
Verena!
Marco!
ich glaube, das Universum versucht hier mit Zaunpfählen zu werfen. und fast alle haben Pasta-Form. einige andere sehen aus wie Pastamaschinen…
Jetzt muss ich doch auch mal wieder bei Dir vorbeischauen, was Du in letzter Zeit so schönes gekocht hast 😉
Ich habe schon öfter mal ne Lasagne gemacht. Mal mit Hackfleich und auch mal mit Gemüse. Mit Zuccini allerdings noch nie. Die Nudeln dazu habe ich bis jetzt auch immer gekauft, obwohl ich schone eine ganze Weile eine Nudelmaschine in meinem Besitz habe…noch immer jungfräulich verpackt 😉
Hört sich auf jeden Fall sehr lecker an und sieht auch super aus. Wird auf jeden Fall ausprobiert 🙂
LG LisaCuisine
Schön, dass du mal wieder hier vorbei schaust 😉 Geht mir genau gleich, auf deinem Blog tummeln sich zur Zeit ja allerhand leckere Gerichte 🙂
Die Lasagne mit Zucchini und Pesto solltest du unbedingt ausprobieren! Sie ist erstaunlich schnell gemacht, ja fast schneller, als die Klassiker-Variante und mundet hervorragend. Die Anschaffung einer Pasta-Maschine steht bei mir noch aus… ich komme meinem Ziel aber immer näher 😉