Urlaub auf dem Teller
Mein diesjähriger Sommerurlaub fand in Form eines vierwöchigen Roadtrips durch den entzückenden Norden Spaniens und die portugiesische Atlantikküste statt. Die Reise stand -wie könnte es auch anders sein- ganz im Zeichen der Kulinarik.
So kommt es auch, dass ich lauter kulinarische Urlaubserinnerungen mit nach Hause gebracht habe und mein Speiseplan zur Zeit (und weiterhin passend zur Saison) sehr spanisch und sommerlich daher kommt. Und weil auf magentratzerl’s Blog zur Zeit kulinarische Urlaubserinnerungen gross geschrieben werden, reiche ich das nachfolgende Rezept noch so gerne zum Blogevent Urlaub auf dem Teller ein.
Zu den Highlights im Gaumen gehörten der asturische Apfelwein sidra, pulpo a la gallega aus dem autonomen Galizien, frisch grillierte kantabrische Sardinen und knuspriges Spanferkel leitão aus dem grünen Hinterland der portugiesischen Westküste.
Absoluter Höhepunkt waren aber definitiv die leckeren Pintxos, welche insbesondere im Baskenland in beinahe jeder Kneipe erhältlich sind. Pintxos (ausserhalb der Baskenprovinz Pinchos genannt) bezeichnen eine kleine Mahlzeit, die im Regelfall zu einem Getränk konsumiert wird. Im Gegensatz zu klassischen Tapas handelt es sich dabei um echtes Finger-Food, meist auf einem Stück Weissbrot kalt serviert und individuell mit Gemüse, Käse, Fleisch oder Wurst und natürlich Fisch und Meeresgetier belegt. Eine Art Canapé, wenn man denn so will.
Die Hochburg der Pintxos ist die baskische Stadt Donostia-San Sebastián. Ohnehin wird die baskische Küche nicht selten als die beste in ganz Spanien bezeichnet. Nirgendwo auf der Welt versammeln sich so viele Michelin-Sterne auf engstem Raum. Zehn Restaurants in San Sebastián und Umgebung können zusammen 18 der begehrten Auszeichnungen aufweisen. Die renommierten Starköche setzen dabei vor allem auf zwei Dinge: erstklassige Zutaten aus der Region und einen ausgeprägten Perfektionismus bei der Verarbeitung. Die Basken lieben gutes, einfaches Essen. Hier fühlt man sich als Geniesser durchaus wohl. Mehr dazu gibt’s (hoffentlich) bald hier zu lesen…
Heute aber gibt’s was anderes. Denn obgleich die Baskenküche im ganzen Land gelobt wird, so gibt es doch einen Klassiker, den man auch über die spanischen Landesgrenzen hinaus in aller Welt geniesst: gazpacho andaluz! Die klassische Erfrischungssuppe für heisse Sommertage stammt aus der Kaltschalen-Hauptstadt Andalucía, findet sich aber auch im kühleren Norden Spaniens auf beinahe jeder Speisekarte.
Inspiriert vom spanischen Fernsehkoch José Andrés gibt es heute bei mir die grüne, eisgekühlte Doppelgängerin des Klassikers.
Da Köche und Köchinnen äusserst erfinderisch sind, beschränkt man sich schon lange nicht mehr darauf, nur aus Tomaten, Gurken und Paprikaschoten eine typische Gazpacho andaluz zu machen. Die avantgardistischen Köche zaubern Gazpachos mit Kirschen oder Erdbeeren, mit Roter Bete oder mit Wassermelone, machen Gazpachosorbet, Gazpacho aus Süßkartoffeln und Papaya und so weiter und so fort…
Die grüne Gazpacho ist daher keine klassische Gazpacho, aber trotzdem blitzschnell zubereitet und insbesondere an heissen Sommertagen genauso erfrischend. Da man tiefgefrorene Erbsen verwendet, ist die Suppe eisgekühlt und man kann sie gleich essen. Für zusätzliche Frische sorgen Minze und säuerliche, grüne Äpfel. Am besten schmeckt’s natürlich mit selbst gepflückten und gepulten Erbsen aus dem Garten. Was für ein Aufwand *stöhn*, aber ich nehme ihn jedes Jahr gerne wieder auf mich…
Und als Schmankerl für den guten Geschmack serviere ich dazu ein paar Tranchen echten spanischen Rohschinken jamón ibérico de bellota: luftgetrockneter Schinken erster Qualitätsgüte. Er stammt von Schweinen, die mindestens 75% der iberischen Pata-Negra-Rasse entstammen und mindestens 40% ihres Lebendgewichts freilaufend und nur durch Früchte der Steineiche (bellota heißt „Eichel“) und Kräuter zugelegt haben.
Ein echtes Spitzenprodukt, von dem ich mir gleich eine ganze Keule mit nach Hause gebracht habe. Über den Preis möchten wir lieber Stillschweigen bewahren. Ein gut gepolstertes Portemonnaie war durchaus notwendig. Und es hat immerhin gereicht, dass der nette Verkäufer seine Siesta entsprechend verlängern konnte und das Geschäft für den Tag gleich geschlossen hat. Schön wenn man den Tagesumsatz schon vormittags erreicht hat 🙂
Gazpacho verde für 2 Personen
- 500 g rohe, tiefgekühlte Erbsen
- ½ Salatgurke, gewaschen, ungeschält
- 1 Schalotte, fein gehackt
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 2 säuerliche Äpfel (am besten Granny Smith)
- 1 l eiskalte Gemüsebrühe
- ½ Bund Minze
- 4 EL Olivenöl extra vergine
- 2 EL nature Joghurt
- Limette
- Salz
- Pfeffer
Zunächst werden Schalotte und Knoblauch in etwas Butter glasig geschwitzt und anschliessend ausgekühlt.
Die Äpfel vierteln und das Kerngehäuse entfernen. Von den Minzeblättchen einige für die Dekoration beiseite legen. Die Gurke waschen, nicht schälen (remember – grüne Farbe!) und in grobe Stücke schnippeln.
Nun die gefrorenen Erbsen, Salatgurke, Äpfel, Schalotte, Knoblauch, Olivenöl, Joghurt und Gemüsebrühe in einen Mixer geben und fein pürieren.
Dies ergibt eine ziemlich dickflüssige, fast breiartige Suppe, welche ihr anschliessend (idealerweise zweimal) durch ein feines Sieb giesst. So bleibt eine herrlich grüne, feine Suppe übrig, welche ihr zum Schluss mit etwas Limettensaft, Salz und Pfeffer abschmecket. Und fertig!
Die Gazpacho in einen tiefen Teller oder ein Glas füllen und mit einigen Tropfen Olivenöl und den Minzeblättern dekoriert servieren. Wer sie nicht sofort serviert, stellt sie ansonsten nochmals einige Stunden im Kühlschrank kalt.
Im Kühlschrank aufbewahrt hält sich die Gazpacho verde übrigens 2-3 Tage lang frisch und kann also problemlos im Voraus zubereitet werden.
Einmal mehr musste ich übrigens feststellen, wie verflucht schwierig es ist, Suppen anständig in Szene zu setzen und appetitlich zu fotografieren… Da bleibt noch viel Potential nach oben… trotzdem… En Guete!
Gefällt mir sehr gut! Jetzt muss es nur wieder etwas wärmer werden… 😉
Ja… der Sommer scheint sich langsam dem Ende zuzuneigen… aber die Suppe schmeckt ansonsten auch warm an Herbsttagen 😉
Die ist ja toll! Vielen Dank für Deinen Beitrag. Die Suppe mache ich gleich am Wochenende als Vorspeise für unsere Gäste.
Bitte bitte 🙂 Ich hoffe deinen Gästen wird es genau so schmecken!
Marco, ich habe grade Deine Suppe durch den Mixer gejagt…die ist ja köstlich! Ich muss mich jetzt ganz arg zusammenreissen, sonst kriegen unsere Gäste heute Abend nichts mehr ab….
Haha 🙂 freut mich sehr, dass sie dir so gut schmeckt! Ich hoffe, dass auch deine Gäste begeistert sein werden 😉
die Kombination Erbse-Apfel-Minze ist sicherlich ein Knaller. ich kannte es aus England bisher so, dass man an das Erbspüree etwas Minze und Zitrone gibt. Aber mit dem Apfel bekommt diese Kombi eine fruchtig-frische Note.
Minze und Erbsen sind zwei gute Freunde 🙂 Aber der grüne Apfel rundet das Ganze auf wundervolle Weise ab!
Erbsenpüree müsste ich sowieso mal wieder machen… mit Yorkshire Pudding und Lammkeule mjam 😉
Da bekommt man nicht nur von den tollen Bildern Appetit sondern auch von deinem fein geschriebenen Text.
Bunte Grüße
Danke, Sandra! Ich habe die Gazpacho gleich an zwei Tagen hintereinander zum „Znacht“ genossen, so gut hat sie mir geschmeckt 🙂
Mhhh, das sieht aber lecker aus 🙂 und wie immer super schön präsentiert und fantastische Fotos in gestochen scharfer Qualität, mach weiter so Zügi !
Naja… Suppen zu fotografieren fällt mir immer schwer… irgendwie kann man die nicht so recht in Szene rücken! Schön aber, dass dir die Fotos gefallen! Soo ganz zufrieden bin ich noch nicht 😉
Erbsli-Gazpacho – super! Ich bin immer dankbar für neue Gazpacho-Varianten! 🙂
LG
Küchenchef
Hallo Küchenchef
Schön, dass dir mein Rezept gefällt! Gazpachos sind aber auch echt vielseitig und saisonal wunderbar kombinierbar. Ein echter Andalusier hätte daran wohl keine Freude, aber uns Köchen ist die Inspiration und Abwechslung schliesslich wichtig 😉
Donosti,
…bonita ciudad, buenos Pintxos y buena gente…
Saludos
Enrique
Que linda ciudad, Sara, si tienes razón! A mi me encantaba! Que lujo los pintxos allí!
Oye, tenemos que encontrarnos pronto para charlar un poco y tomar una cervecita o la otra 😉 te avisaré! un saludo